BuchHAG


Ein Hormon regiert die Welt!

Sagen zumindest die Autoren

 

 

Von der Hand in den Kopf – ein Buch, das lesenswert ist, sagt Florian Lange.
Von der Hand in den Kopf – ein Buch, das lesenswert ist, sagt Florian Lange.

 

 

Was macht man, wenn die ganzen wunderbaren Aufgaben, die uns tagtäglich per Edupage erreichen, schon abgearbeitet sind, alle Neuigkeiten in den hauseigenen Nachrichtenapps gecheckt, das Zimmer gesaugt und es noch nicht einmal Zeit ist für´s Mittagessen? Keine Ahnung!

Lesen vielleicht?

Wir haben eine Reihe von Buchbesprechungen vorbereitet, die Euch vielleicht genau jetzt auf dem richtigen Fuß erwischen.

 

Die erste Buchbesprechung stammt aus der Feder von Florian Lange.

 

 

Ein Hormon regiert die Welt. Wie Dopamin unser Verhalten steuert - und das Schicksal der Menschheit bestimmt.

von Daniel Z. Lieberman & Michael E. Long

 

Wie ich auf dieses Buch gestoßen bin:

Ich hatte in der 9. Klasse eine Facharbeit zu schreiben und landete irgendwann beim Thema Dopamin. Die Facharbeit hatte viele Kriterien, unter anderem musste man verwendete Fachliteratur anführen. Daraufhin habe ich nachgeschaut, welches Buch für die Facharbeit wichtig sein könnte, mich aber auch persönlich interessiert – so landete ich bei „Ein Hormon regiert die Welt.“

 

Es handelt von:

… den politischen, sozialen und persönlichen Einflüssen des Hormons Dopamin. Hierbei wird in sieben Kapiteln Grundsätzliches erklärt: Wie es Süchte auslöst, unsere Persönlichkeit beeinflusst, sogar politische Wahlen und vieles andere. Nicht nur werden Themen wie Liebe, Wahnsinn und technischer Fortschritt aufgenommen, also die zu sehenden bzw. spürenden Einflüsse, sondern auch die neuronalen Prozesse, also: wie es zu diesen Reaktionen kommt, was sich bei uns verändert, wenn Dopamin ausgeschüttet wird. Doch was sich so kompliziert anhört ist dennoch leicht zu lesen. Durch kleine Alltagsgeschichten und anschließende Analyse wird man Stück für Stück in die Materie gezogen, eben ohne überfordert zu werden. Auch Fachbegriffe und Grundverständnis werden gleich im ersten Kapitel klar gemacht, um in den nächsten weiter darauf aufzubauen. In Illustrationen wird gezeigt, wie das Hormon in Synapsen übertragen wird und von dort aus wirkt.

 

Am interessantesten finde ich,

…. die sozialen Einflüsse von Dopamin.  Zuvor dachte ich, es handele sich bei Dopamin um ein „Glückshormon“, das vielleicht spannender ist als Kartoffeln beim Wachsen zuzusehen. Jedoch muss ich sagen, dass mich die Darlegungen der Autoren total überrascht hat. Sie zeigen, wie Dopamin sich etwa in historischen Ereignissen als wirksam erwiesen hat. Das vor allem fand ich spannend. Aus der Hormon-Mücke wird in ihrer Darstellung ein Wirkungs-Elefant. Das hat mich begeistert.

 

Dieser Satz darin gefällt mir am besten:

„Wir mögen glauben, unsere Seele wohne in unseren Dopaminsystemen, doch unsere Freunde glauben das nicht.“

Ich bin zwar nicht der größte Fan davon, aus wissenschaftlichen Themen ethische Leitfragen abzuleiten, aber das letzte Kapitel „Harmonie“ hat es mir am meisten angetan. Im gesamten Buch werden alle Persönlichkeitsfaktoren auf die Dopaminsysteme konzentriert - und dann werden alle zentralisierten Leitfäden mit einem Satz weggeworfen! Was hat das Gewissen des Einzelnen mit Neurotransmittern, über die wir alle verfügen, zu tun? Sind wir alle Opfer unserer Hormone?

Auch, wenn ich immer noch davon ausgehe, dass wir Menschen im Prinzip „nur“ ein sehr komplexer biochemischer Cocktail sind, war die Situation beim Lesen einmalig.

 

Daraus nehme ich mit

… ein komplexeres Verständnis für unsere gesamte Gesellschaft – und ein tieferes Verständnis von Handlungen des einzelnen Individuums. Es ist oft nicht leicht, in unserer schnelllebigen Zeit seinen biochemischen Cocktail im Gleichgewicht zu halten; deshalb bin ich für Ausgleichsvorschläge, die im Buch gemacht werden, sehr dankbar.

 

Wertung:

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der menschliche Handlungen nicht versteht - von AFD-Wahl bis zur Klimawandelleugnung. Ich habe Einsichten erhalten in Suchtverhalten von Drogenkonsumenten, Gamern, Gamblern und anderen. Ich habe eine neue traurige Art gefunden, Raucher zu beschreiben und kann dies nun sogar mit neuronalen Abläufen begründen. Ich habe Verständnis erlangt dafür, warum manche Liebespaare nicht länger als zwei Tage zusammenbleiben und vieles mehr. Wenn das alles noch jemanden interessiert, dann würde ich dieses Buch empfehlen.

 

 

Daniel Z. Lieberman, Michael E. Long:

Ein Hormon regiert die Welt. Wie Dopamin unser Verhalten steuert - und das Schicksal der Menschheit bestimmt

riva Verlag 2018, 290 Seiten, 19,99 €.

 

 

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